Unter Identität (lat.: identitas = Wesenseinheit) versteht man die Einzigartigkeit eines Lebewesens, insbesondere eines Menschen.

Identität ist die einzigartige Persönlichkeitsstruktur eines Menschen, das wer bin ich, auf wen beziehe ich mich, wer bezieht sich auf mich, worüber definiere ich mich und was macht mich aus.

Identität ist ein lebenslanger Prozess und zeigt sich im Auftreten, Mimik, Gestik, Sprache und körperlichen Stärken und Schwächen und natürlich im inneren Bild / Selbstbild, Selbstgefühl und Glauben an sich.

Identität entwickelt und verändert sich im Lebensverlauf (Identitätsentwicklung, Identitätskrisen). Dabei werden ständig Informationen aus dem Leib-Selbst (Identifikation = „Wie sehe ich mich selbst?“) und der Umwelt (Identifizierung = „Wie werde ich von meinen Mitmenschen gesehen?“) bewertet und übernommen oder zurückgewiesen.

Identität ist daher einerseits ein zeitlich überdauerndes Konzept, das sich andererseits aber lebenslang in Entwicklung und Veränderung befindet.

Säule 1: Leiblichkeit
Mein Körper als Gefäß, das ich bin – in dem ich lebe – meine Gesundheit, meine Beweglichkeit, mein Wohlbefinden, meine Sexualität, meine Belastungsfähigkeit, meine Psyche, meine Gefühle, meine Lüste, meine Sehnsüchte, Glaubenssysteme, und Träume. Meine medizinische Gesundheit, meine Kondition und Fitness, meine Ausstrahlung etc.

In diesen Bereich gehört alles, was mit meinem Körper zu tun hat, „in mir drin“ ist, mit seiner Gesundheit, seinem Kranksein, seiner Leistungsfähigkeit, seinem Aussehen, mit der Art und Weise, wie sich der Mensch mag und „in seiner Haut“ wohl oder eben auch unwohl fühlt. Auch wie der Mensch von anderen in seiner Leiblichkeit wahrgenommen wird, ob er/sie ihn anziehend finden oder ablehnen, schön finden oder hässlich, als gesund und vital oder als krank und gebrechlich erleben, etc.

Säule 2: Soziales Netzwerk
Mein soziales Netzwerk, meine Freunde, Familie, Arbeitsplatz, Beziehungen, Ehe, Freizeitgestaltung, Verein, etc.
Persönlichkeit und Identität werden nachhaltig bestimmt von den sozialen Beziehungen, dem sozialen Netzwerk, also den Menschen, die für jemanden wichtig sind, mit denen er/sie zusammenlebt und arbeitet, auf die er/sie sich verlassen kann und denen er/sie etwas bedeutet. Aber es gehören auch Leute zum sozialen Netzwerk, die mir nicht wohlgesonnen sind, feindselig gegenüberstehen oder auch schaden.

Säule 3: Arbeit und Leistung
Tätigkeit, Arbeit, mein „Tätig-sein“, mit der ich mich identifiziere und mit der ich identifiziert werde. Wichtig ist hier auch die allgemein gehaltene Formulierung „Tätig-Sein“, denn auch Erwerbslose, RentnerInnen und Menschen mit Handicap oder Menschen die berufsunfähig geschrieben sind, habe sehr wohl eine Chance, tätig zu sein oder wieder tätig zu werden.

Ein weiterer Bereich der Identität betrifft auch die Arbeitsleistungen, Arbeitszufriedenheit, Erfolgserlebnisse, Freude an der eigenen Leistung. Aber auch entfremdete Arbeit, Arbeitsüberlastung, überfordernde sowie erfüllte oder fehlende Leistungsansprüche bestimmen die Identität nachhaltig.

Säule 4: Materielle Sicherheit
Die Identität wird weiterhin beeinflusst von den materiellen Sicherheiten, dem Einkommen, Geld, materielles wie Nahrung, Kleidung, Lebensbedarf, Weiterbildungsmöglichkeiten, den Dingen, die jemand besitzt, seine Wohnung oder Haus, aber auch dem ökologischen Raum, dem er sich zugehörig fühlt, dem Stadtteil in dem er sich beheimatet fühlt oder wo er ein Fremder ist. Fehlende materielle Sicherheiten belasten das Identitäts-erleben schwer.

Säule 5: Werte & Normen
Moral, Ethik, Religion, Liebe, Hoffnungen, Traditionen, Glauben, Sinnfragen. Gesellschaftliche und persönliche Werte & Normen und ihr Verhältnis zueinander.
Das, was jemand für richtig hält, von dem er überzeugt ist, wofür er eintritt und von dem er glaubt, dass es auch für andere Menschen wichtig sei. Das können religiöse oder politische Überzeugungen sein. Die „persönliche Lebensphilosophie“ sind wichtige Grundprinzipien.

FAZIT zu den Säulen der Identität: Überprüfen Sie die fünf Säulen Ihrer Identität auf Ihre Stärken und Ihren Schwächen hin. Gehen Sie dabei bitte wohlwollend mit sich um. Sie werden feststellen, dass jede Säule steht, irgendwie, aber die Säule steht. In der Summe sind das dann fünf Säulen, die SIE ausmachen.

Da mag vielleicht die eine oder andere Säule sein, die vielleicht ein wenig schmaler ist oder vielleicht an der Außenfassade ein bisschen bröckelt, aber sie steht und sie trägt SIE. SIE werden von sich-selber getragen. Ist das nicht eine schöne Vorstellung – getragen zu werden.

(nach Petzold, 1993)