Es ist wieder soweit: Die dunkle Jahreszeit schlägt uns aufs Gemüt. Manche von uns leiden am Winterblues und damit kann diese Affektive Störung oder auch saisonal abhängige Depression (SAD) genannt, unser Leben lahm legen.

Der Januar in Erlangen wirkt im Moment wie ein trübsinniges Einheitsgrau. Menschen, die mittlerweile vertraut mit Ihrer Reaktion auf diese Jahreszeit sind, haben sich Speziallampen besorgt, um diesem Phänomen entgegen zu wirken. Die Betroffenen lassen sich dann von diesen Lampen, die mit mindestens 10 000 LUX ausgestattet sind, beim Frühstück und/oder Abendbrot mindestens für ein halbe Stunde beleuchten. Auch von einer Vitamine D Einnahme versprechen sich viele Klienten eine Besserung Ihrer Symptome. Dies bedarf allerdings der Abklärung durch den Hausarzt.

Die dunkle Jahreszeit trübt bei vielen Menschen die Stimmung und gehört so zum Leben dazu und ist noch nicht als Krankheit einzustufen. Wir alle unterliegen biologischen und evolutionären Mechanismen, die uns suggerieren im Winter alles etwas langsamer angehen zu lesen, mehr zu schlafen und etwas mehr Zeit in „unserer Höhle“ zu verbringen, so wie es unsere steinzeitlichen Vorfahren schon gemacht haben. Dies ist noch kein Anlass zur Sorge. Aber manche von uns trifft so ein Winterblues auch schon etwas mehr. Wenn man abends das Gefühle hat nicht mehr zu wollen, weil ALLES zu viel ist und ALLES keinen Sinn mehr macht, dann geht das über eine Stimmungsschwankung hinaus. Bei solchen massiven Gefühlen können auch komorbidäre Störungen vorliegen, wie zum Beispiel ein Erschöpfungssyndrom oder eine Angststörung.

Wie unterscheidet sich eine saisonale von einer „echten“ Depression?
Menschen mit einer echten Depression leiden an Appetitlosigkeit und können oft nicht schlafen. Im Gegensatz dazu haben Winterblues-Kranke ein erhöhtes Schlafbedürfnis und Heißhungerattacken, insbesondere auf Kohlenhydrate wie z.B. Süßes. Viele typische Anzeichen der beiden Leiden gleichen sich jedoch, wie zum Beispiel die Freud-/ und Antriebslosigkeit. Betroffenen fällt es schwer sich zu etwas aufzuraffen. Das gilt sowohl für den beruflichen als auch für den privaten Bereich. Oft fühlen sich Betroffene schon morgens wie gelähmt. Das Aufstehen und der Weg zur Arbeit erscheinen wie ein unüberwindbarer Berg. Dazu können Konzentrationsstörungen, Libidoverlust und/oder sozialer Rückzug kommen,

„Morgens ist es am schlimmsten, gegen Mittag bessert sich die Stimmung meist ein wenig und verschlechtert sich am Abend wieder“, berichten viele Klienten. In ganz schweren Fällen schaffen es die Betroffenen nicht mehr einer geregelten Arbeit nachzugehen. Alles erscheint immer schwerer. Leider hören dann die Betroffenen oft Kommentare wie „Reiß dich zusammen!“. Solche Aussagen sind extrem kontraproduktiv, weil die Betroffenen schon ihre gesamte Energie dafür benötigen, überhaupt aufzustehen. Als Konsequenz auf solche Vorwürfe ziehen sich die Betroffenen ganz zurück und meiden Angehörige und Freunde. Der soziale Rückzug drückt dann die Stimmung zusätzlich und es beginnt eine Abwärtsspirale.

Ob Sie nun an einem Stimmungstief, an einem Winterblues oder an einer echten Depression leiden können Sie am Besten klären, wenn Sie sich von einem Fachmann beraten lassen. Eine Verhaltenstherapie wäre dann, von Seiten der Psychologie her, das Mittel der Wahl.

Ihre Beate Landgraf